Interdisziplinäre Ringvorlesung
Wintersemester 2022/23

Nachhaltigkeit
Über Ressourcen und Bedürfnisse

donnerstags, 18 c.t. - 20 Uhr 
Hörsaal II (Hauptgebäude)

Nachhaltigkeit meint ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen begrenzten Ressourcen und deren Verbrauch. Diese Balance ist heute weltweit in vielen Bereichen nicht mehr gegeben. Natürliche Ressourcen werden durch unsere Bedürfnisse unaufhaltsam aufgebraucht und viele neigen sich ihrem Ende zu. Die Ringvorlesung möchte diese Zusammenhänge in Vorträgen und Diskussionsrunden mit Expertinnen und Experten verschiedener Fachrichtungen in einigen Aspekten aufgreifen. Es geht u.a. um Einschätzungen aktueller Problemlagen aus ökologischer, ökonomischer und entwicklungspolitischer Sicht. Zu fragen ist, wie sich unser Verhalten in Bezug auf Nachhaltigkeit empirisch darstellt, welche Praktiken hier greifen und wie theologische und ethische Perspektiven eine Orientierung geben könnten. Schließlich wird ein Blick auf Diskurse über Nachhaltigkeit geworfen und die Frage diskutiert, wie Kultur selbst als Ressource zu verstehen wäre.

Hier finden Sie den Flyer zu dieser Veranstaltungsreihe.

Organisatorische Hinweise

Die Ringvorlesung ist als öffentliche Präsenzveranstaltung geplant. Eine Anmeldung zur RV ist nur für BA-Studierende der Philosophischen Fakultät der Universität Bonn erforderlich. Bitte beachten Sie: Im WS sind ggfls. besondere Regeln für den Corona-Schutz zu beachten (z. B. 3G-Regeln, Maskenpflicht).

Wichtiger Hinweis:
Nur für den Fall, dass wir die Ringvorlesung im WS digital anbieten müssten, finden Sie hier den Zoomlink, über den Sie sich in die Veranstaltungen einwählen können. 

Programm

Der Vortrag behandelt die Rolle der jungen, unverheirateten Tochter, der doncella, gegenüber der väterlichen Autorität im spanischen Barocktheater des späten 16. und beginnenden 17. Jahrhunderts. Im Siglo de Oro, dem sog. ‚Goldenen Zeitalter‘, erschafft Lope de Vega starke weibliche Figuren, welche sich im Kontext der gesellschaftlichen Spannungen der Frühen Neuzeit gegen die geltenden Regeln der Familiengemeinschaft als Keimzelle der Gesellschaft auflehnen. Die Untersuchung erfolgt exemplarisch anhand des Stückes El ruiseñor de Sevilla.

20.10.2022
Einführung in Thema und Programm der Ringvorlesung

Gemeinschaft ist ein Faktum, mit dem Menschen immer schon umgehen müssen. Wie diese aber zu gestalten sei, das ist die entscheidende Frage. Eine Theorie, die des Philosophen Immanuel Kants, wollen wir uns in diesem Vortrag genauer anschauen. Von der Grundlage, wie Menschen zueinanderstehen (sollten), über die Natur des Menschen bis hin zur Diskussion, wie ernst man es mit der Demokratie zu nehmen hat, gibt es einiges zu klären und Kritisches anzumerken.

03.11.2022
Naturschutz und Entwicklung – Wie kann nachhaltige Landnutzung gelingen?

Die Beanspruchung von begrenzten Ressourcen unserer Erde hat insbesondere im Zusammenhang von Landnutzung für Nahrung, Energie und Infrastruktur in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Die Vereinbarkeit von Entwicklung und Nachhaltigkeit ist eine Herausforderung, für die verschiedene Lösungsansätze existieren. In unserer Arbeit erforschen wir in unterschiedlichen Ländern des Globalen Südens das Potential solcher Ansätze gemeinsam mit verschiedenen Akteuren aus der Landwirtschaft, dem Naturschutz, der Wirtschaft und Politik. In unserem Vortrag werden wir einige unserer Projekte vorstellen.

Moderation: Prof. Dr. Annette Scheersoi

Lisa Biber-Freudenberger ist Nachwuchsgruppenleiterin am Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) der Universität Bonn. Sie studierte Biologie und Naturschutz in Göttingen, Osnabrück und in Neuseeland und promovierte an der Universität Potsdam und der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung in Eberswalde. In ihrer Arbeit beschäftigt sie sich mit den Interaktionen zwischen Mensch und Natur und legt Wert insbesondere auf einen inter- und transdisziplinären Ansatz.

  • Biber-Freudenberger, L., et. al.: Exploring criteria for transformative policy capacity in the context of South Africa’s biodiversity economy. Policy Sciences, 54/1 (2021). S. 209-237. Link: https://link.springer.com/article/10.1007/s11077-020-09385-0
  • Biber-Freudenberger, L., et. al.: Sustainability implications of transformation pathways for the bioeconomy.  Sustainable Production and Consumption, Volume 29 (2022). S. 215-227. Link: https://doi.org/10.1016/j.spc.2021.10.011
  • Biber-Freudenberger, L., et. al.: Will Brazil’s push for low-carbon biofuels contribute to achieving the SDGs? A systematic expert-based assessment. Cleaner Environmental Systems. 2022. Link: https://doi.org/10.1016/j.cesys.2022.100075
10.11.2022
Schöpfung bewahren – mehr als Nachhaltigkeit?

Angestoßen durch den Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit (1972) hat sich Nachhaltigkeit in der Theologischen Ethik zu einem immer wichtigeren Thema entwickelt und tritt neben Prinzipien wie Personalität, Solidarität, Subsidiarität als Leitlinie für gerechtes Handeln. Doch werden Kritiken immer lauter, die in Nachhaltigkeit ein Konzept zur Bewahrung des Status quo vermuten, nicht geeignet, die notwendigen Veränderungen zu initiieren. Im Rückgriff auf die Enzyklika Laudato si werden daher Forderungen erhoben, den Menschen umfassend eingebunden in ein weiter gedachtes Verständnis von einer guten Schöpfung zu deuten.

Moderation: Prof. Dr. Dr. Jochen Sautermeister


Anna Maria Riedl ist Juniorprofessorin für Christliche Sozialethik mit dem Forschungsschwerpunkt Nachhaltigkeit an der Universität Bonn. In ihrer Arbeit beschäftigt sie sich mit sozial- und moralphilosophischen Grundlagenfragen Theologischer Ethik, Politischer Ethik, Technikethik, Kindeswohl- und Kinderrechte und mit Fragen zum Verhältnis und zur Vermittlung von Theorie und Praxis. Sie wurde mehrfach ausgezeichnet. 2018 erhielt sie den Förderpreis „Christliche Sozialethik“ des Sozialinstituts der Kommende Dortmund, 2016 den Dissertationspreis der Theologischen Fakultäten der Universität Münster und Frauenförderpreis der Universität Münster zus. m. der Agenda Regionalgruppe.

17.11.2022
Engagement und Projekte. Ein Podiumsgespräch 

Auf dem Podium stellen Vertreter*innen vom Green Office (das studentisch geführte Nachhaltigkeitsbüro der Universität Bonn), vom Referat für Ökologie (Allgemeiner Studierendenausschuss der Universität Bonn) und von der Hochschulgruppe Students for Future (Hochschulgruppe, Teil der Fridays For Future Ortsgruppe Bonn) ihre Arbeit und Projekte für Nachhaltigkeit vor. Es geht u.a. um allgemeine Klimabildung, die Herausgabe eines Nachhaltigkeitsreaders, die Konzeption der Public Climate School, die Idee einer nachhaltigen Mensa, um Vorhaben für eine klimaneutrale Universität, um Workshops mit praktischen und alltagstauglichen Tipps.
Im Anschluss an das Podiumsgespräch ist eine Diskussion mit dem Publikum vorgesehen. 

Moderation: Hannah Grzonka, Simon Kenfenheuer, Sina Mosen


Green Office ist das studentisch geführte Nachhaltigkeitsbüro der Uni Bonn, mit dem Ziel, den Austausch zwischen Studierenden, Lehrenden und allen anderen Beschäftigten der Uni zu fördern und Nachhaltigkeit strukturell in der Universität zu verankern. 

Das Referat für Ökologie ist ein von den Studierenden gewähltes Angebot des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA). Wir arbeiten dafür, dass sich die Studierenden der Universität Bonn, aber auch interessierte Menschen, die nicht studieren, mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen.

Students for Future Bonn ist eine Hochschulgruppe und Teil der Fridays For Future Ortsgruppe Bonn. Ziel der Gruppe ist eine gänzlich klimaneutrale Universität und die Förderung von Klimabildung, z.B. Organisation von Vorträgen und anderen Veranstaltungen, insbesondere im Rahmen der Public Climate School (PCS).

24.11.2022
Alternative Nachhaltigkeiten? Zwischen lokalen Kontexten und globalen Dimensionen

Der gegenwärtige globale ‚Mega-Diskurs‘ über Nachhaltigkeit ist weitgehend von ‚nördlichen‘ Perspektiven, Narrativen und Standards geprägt. Ansätze aus dem Globalen Süden werden kaum einbezogen. In unserem Vortrag stellen wir Konzepte und Praktiken von Nachhaltigkeit in Asien vor, bringen sie in einen ‚glokalen‘ Dialog und diskutieren Möglichkeiten und Hindernisse der Anwendbarkeit in Politik und Praxis.

Moderation: Priv.-Doz. Dr. Hedwig Pompe


Kristina Großmann ist Professorin für Ethnologie Südostasiens an der Universität Bonn und Dr. Sandra Gilgan ist Geschäftsführerin der Bonner Allianz für Nachhaltigkeitsforschung. Zusammen leiten sie die DKN Arbeitsgruppe mit dem Titel „Alternative Sustainabilities. Between local contexts und global measures“, gefördert von dem Deutschen Komitee für Nachhaltigkeitsforschung in Future Earth und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).

  • Großmann, Kristina: Gender, Islam, Aktivismus: Handlungsräume muslimischer Aktvistinnen nach dem Tsunami in Aceh, Indonesien. Berlin 2013.
  • Großmann, Kristina / Guido Sprenger. Plural Ecologies in Southeast Asia. In: SOUJOURN Vol. 33/2 (2018). Link: https://bookshop.iseas.edu.sg/publication/2333.
  • Großmann, Kristina: Human–Environment Relations and Politics in Indonesia. London 2021. 
08.12.2022
Vortrag entfällt
15.12.2022
‚Zeitenwende‘ & die globale Nachhaltigkeitsagenda

Die von Bundeskanzler Scholz ausgerufene ‚Zeitenwende‘ im globalen Miteinander und vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs in der Ukraine fordert die globale Nachhaltigkeitsagenda heraus. Das Zusammenspiel ökologischer, ökonomischer und sozialer Nachhaltigkeit droht weiter an Balance zu verlieren. Geopolitische Machtverschiebungen und Verwerfungen stehen gemeinsamen Bemühungen der Weltgemeinschaft im Ausprägen nachhaltiger Zukünfte entgegen. In ihrem Vortrag wendet sich Frau Hornidge diesen Herausforderungen zu, bettet diese ‚Zeitenwende‘ ein in globale Veränderungsprozesse, reflektiert ihre Auswirkungen auf die Inhalte der globalen Nachhaltigkeitsagenda, auf deren Politikinstrumente und die sie ermöglichende Institutionenlandschaft. Welche Nachhaltigkeitsagenda benötigen wir nicht trotz, sondern vielleicht gerade wegen der ausgerufenen ‚Zeitenwende‘?

Moderation: Prof. Dr. Annette Scheersoi


Anna-Katharina Hornidge
ist Direktorin des German Institute of Development and Sustainability (IDOS) und Professorin für Globale Nachhaltige Entwicklung an der Universität Bonn. In ihrer Forschung arbeitet sie zu Fragen von Wissen(-schaft) für Entwicklung und natürliche Ressourcen-Governance in den Landwirtschaften und der Fischerei Asiens und Afrikas. Sie berät die Bundesregierung, auf EU- und UN-Ebene – u.a. als Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU); sie ist Co-Vorsitzende von SDSN Germany und Teil des Vorstands der Deutschen UNESCO-Kommission.

  • Hornidge, Anna-Katharina et al.: Institutions and institutional changes: aquatic food production in Central Luzon, Philippines. 2021.
  • Hornidge, Anna-Katharina et al.: Contributions of marine area-based management tools to the UN sustainable development goals. 2021.
  • Hornidge, Anna-Katharina et al.: Breaking down barriers: the identification of actions to promote gender equality in interdisciplinary marine research institutions. 2022.
12.01.2023
Vortrag entfällt
19.01.2023
Nachhaltigkeit als Ideologie

Im Gefolge des Berichts der Brundtland Kommission aus dem Jahre 1987 hat sich „Nachhaltigkeit“ zu einem globalen Schlüsselbegriff entwickelt. Der Vortrag rekonstruiert die Vorgeschichte des Begriffs und analysiert die diskursiven Logiken seines Einsatzes und Erfolgs. Der Begriff erscheint dabei als Kernelement der Ideologie eines grünen Kapitalismus, die auf der Verdrängung der Einsicht in den untrennbaren Zusammenhang von kapitalistischer Produktionsweise und Naturzerstörung beruht und gesellschaftspolitische Probleme mit (sozial)technologischen Mitteln zu lösen versucht.

Moderation: Priv.-Doz. Dr. Andrea Schütte


Falko Schmieder
ist seit 2005 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin; gemeinsam mit Ernst Müller und Barbara Picht gibt er das Wörterbuch Das 20. Jahrhundert in Grundbegriffen. Lexikon zur historischen Semantik in Deutschland heraus.

  • Schmieder, Falko: Ludwig Feuerbach und der Eingang der klassischen Fotografie. Zum Verhältnis von anthropologischem und Historischem Materialismus. 2004.
  • Schmieder, Falko / Müller, Ernst: Begriffsgeschichte und historische Semantik. Ein kritisches Kompendium. 2016.
  • Schmieder, Falko / Müller, Ernst: Begriffsgeschichte zur Einführung. 2020.
26.01.2023
Nachhaltigkeit der Kultur

Wenn Kultur maßgeblich zur Herausbildung von Unterscheidungsfähigkeit beiträgt, dann ist – so die These – die Nachhaltigkeit von Kultur die Bedingung der Entstehung und des Fortdauerns von Demokratie. Ohne Kultur gibt es keine Demokratie und ohne Demokratie keine ökologische Energie. Dass Autokratien Kultur zu beherrschen versuchen, stützt die Behauptung. Der Vortrag will diesen Zusammenhängen genauer nachgehen und insbesondere die Frage verfolgen, was ‚Nachhaltigkeit von Kultur‘ in einer sich zusehends beschleunigenden Weltgesellschaft noch meinen kann.

Moderation: Priv.-Doz. Dr. Andrea Schütte


Jürgen Fohrmann
ist Prof. em. für Neuere deutsche Literatur und Allgemeine Literaturwissenschaft, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn (1992-2021). 2009 bis 2015 war er der Rektor der Bonner Universität.

Arbeitsschwerpunkte: Literatur- und Medientheorie, Wissenschaftsgeschichte, Literatur- und Kulturgeschichte des 18. bis 21. Jahrhunderts.

  • Fohrmann, Jürgen / Gethmann, Carl Friedrich (Hg.): Topographien von Intellektualität. Göttingen 2018.
  • Dubbels, Elke / Fohrmann, Jürgen / Schütte, Andrea (Hg.): Polemische Öffentlichkeiten. Zur Geschichte und Gegenwart von Meinungskämpfen in Literatur, Medien und Politik. Bielefeld 2021.
  • Dembeck, Till / Fohrmann, Jürgen (Hg.): Die Rhetorik des Populismus und das Populäre. Körperschaftsbildungen in der Gesellschaft. Göttingen 2022.
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